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Fünferpacks zur Erstaufführung (3): Historisch und zeitlos

Hier sind fünf Musicals zur deutschen oder deutschsprachigen Erstaufführung, deren historische Fragestellungen auch heute relevant sind.

    FANNY UND ALEXANDER in Linz (2022, Foto Landestheater/Reinhard Winkler)

    Für Eilige - direkt zu den Stückinfos:

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    Mit THE FROGS schufen Stephen Sondheim und sein Librettist Burt Shevelove 1974 eine genialische Adaption der uralten griechischen Komödie von Aristophanes. Sie erforschten spielerisch die großen Herausforderungen der menschlichen Existenz: die Konfrontation mit unseren Ängsten, das Verständnis von Leben und Tod und die Ablenkungen, die uns vom Erreichen unserer Ziele abhalten. Das ausgelassene Musical geht frei mit dem antiken Stoff um, spiegelt aber auch dessen sehr aktuelle Frage nach der Rolle der Künste in einer von Krieg und Wahnsinn heimgesuchten Welt. Das Stück erfordert zwei echte Komödianten in den Hauptrollen Dionysos und Xanthias. Gute Nebenrollen und ein Ensemble – dem bei der Uraufführung an der Yale University die Studentinnen Meryl Streep und Sigourney Weaver angehörten – komplettieren die Besetzung. Eine Übersetzung von Timothy Roller (TICK, TICK… BOOM!, JESUS CHRIST SUPERSTAR) liegt vor.

    Bleiben wir bei Sondheim! Auch sein Musical PACIFIC OVERTURES von 1976 ist im deutschsprachigen Gebiet noch nicht aufgeführt worden. Die Übersetzung dieses Musicals ist derzeit in Vorbereitung. Sondheim und der Librettist John Weidman vermischen in diesem ungewöhnlichen Musical Elemente des Kabuki-Theaters mit den typischen Broadway-Elementen – in summa ein originelles, kraftvolles, lehrreiches und überraschend humorvolles Theatererlebnis. Von vielen als künstlerischer Höhepunkt der legendären Zusammenarbeit zwischen Sondheim und dem Regisseur Hal Prince angesehen, verschob diese Erkundung von Kultur und Imperialismus die Grenzen des Musiktheaters weiter als je zuvor.

    AUF NACH WESTEN! –  ein Ruf, dem um 1850 viele Menschen im nördlichen Amerika folgten. PAINT YOUR WAGON, so der Originaltitel, ist eine frühe Zusammenarbeit des legendären Broadway-Teams Frederick Loewe und Alan Jay Lerner und eine Hommage an den – leicht verklärten und stilisierten – „wilden Westen“, aber auch eine Würdigung früher Ansätze zur Emanzipation von Frauen in einer durch und durch männlich geprägten Umgebung. Das Musical enthält Standards wie „They Call the Wind Maria“ und „I Talk to the Trees“ sowie den auch in Deutschland erfolgreichen Evergreen „Wand'rin' Star“, der u.a. von Manfred Krug gecovert wurde. Übersetzt hat Holger Hauer.

    Gut vierzig Jahre nach Sondheims LÄCHELN EINER SOMMERNACHT wagte das bewährte Team Øystein Wiik (Libretto) und Gisle Kverndokk (Musik) einen neuen Anlauf für ein Bergman-Musical. FANNY UND ALEXANDER wurde in Kverndokks und Wiiks Musicalfassung im April 2022 am Landestheater Linz uraufgeführt, in der Übersetzung von Roman Hinze. Erzählt wird zunächst aus dem Alltag der wohlhabenden Theaterfamilie Ekdahl, aus der nach dem Tod ihres Vaters die beiden Kinder Fanny und Alexander herausgerissen werden, als ihre Mutter Emilie in zweiter Ehe den düsteren Bischof Vergerus heiratet. In dessen Haus durchleben die beiden ein Martyrium, bis sich Emilie entscheidet, dass ihre Verantwortung für die Kinder allem anderen vorgeht. FANNY UND ALEXANDER ist eine Geschichte über die Kraft des Theaters und der Fantasie, über den Zusammenhalt der Generationen und über starke Frauen.

    Jedes Jahr derselbe Jedermann? Wir finden, eine Alternative zum Salzburger Spektakel hat ihre Berechtigung und empfehlen das Rock-Musical EVERYMAN. „Virtuose E-Gitarren und rasantes Schlagwerk bilden das energiegeladene Fundament der Musik, die auch Balladen und jazzige Songs mitbringt“, schrieb die Pforzheimer Zeitung anlässlich der dortigen Premiere. EVERYMAN sei „eine opulente, mitreißende Show, die einen absolut gelungenen Theaterabend garantiert“. Dieses Musical wurde bisher nur im alt-englischen Original aufgeführt (die Textfassung geht auf ein „Moralitätenspiel“ von 1490 zurück), eine Übersetzung ist in Vorbereitung und steht in absehbarer Zeit zur deutschsprachigen Erstaufführung zur Verfügung.


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